Sie sind hier: START » Der Park » Projekte im Park » Der Mistelbaum

Viscum album

Vor nunmehr 20 Jahren wurden auf den Zweigen dieses Baumes fünf verschiedene Apfelsorten gepfropft. Gleichzeitig wurde der Versuch unternommen, in seinem Geäst einen Mistelstrauch anzusiedeln. Dieser Versuch gelang.
Im November 2005 wurde der Baum durch die Baumschule Bruns aus einem Privatgarten in Rostrup an seinen jetzigen Standort verpflanzt. Durch die besondere Pflege der Gärtner im Park der Gärten geht es diesem Baum sehr gut.

Die Mistel, mit dem botanischen Namen Viscum album gehört zu der Familie der Loranthaceaen, den Mistelgewächsen. Die Mistel ist ein Blattgrün führender Halbschmarotzer; das heißt dass sie mit ihrem Blattgrün Photosynthese betreibt und somit die Sonnenenergie ausnutzt, mit ihren Saugelementen aber auch der Wirtspflanze (in diesem Fall dem Apfelbaum) Nährstoffe und Wasser entzieht.

Die Mistel kommt in unseren Breiten in drei verschiedenen Rassen vor:
° Als Laubholzmistel - hier überwiegend auf Linde, Pappel und Apfel -,
° als Kiefernmistel - überwiegend auf Pinus silvestris (gemeine Kiefer) -,
° als Tannenmistel - auf Abies alba (Weißtanne).

Die Rassen sind gestaltlich nicht zu unterscheiden, kennzeichnen sich aber dadurch, dass Laubholzmisteln nicht auf Kiefern oder Tannen übertragbar sind und umgekehrt auch Kiefern- oder Tannenmisteln nicht auf Laubhölzern angesiedelt werden können. Ungeklärt ist bis heute noch, ob auch die Laubholzmistel bereits gehölzspezifische Rassen gebildet hat.

Die Mistel ist ein halbparasitär lebender Strauch, der - wenn er in Massen auftritt - seine Wirtspflanzen schwächt und sogar zum Absterben bringt. Die Sträucher können bis zu einem Meter hoch und breit werden und sehen in ihren Wirtsbäumen wie Vogelnester aus.

(>>> Bilder rechts: Pappeln an der ICE-Strecke Göttingen-Hannover)

Die Mistel hat immer gegenständige, eilängliche, lederartige, immergrüne Blätter. Die Blüten sind gelblich, unscheinbar und zweihäusig. Die Frucht ist eine weiße, durchscheinende, erbsengroße Beere mit klebrigen Samen, die von Drosseln (Misteldrosseln), besonders im Winter, gerne gefressen werden und dadurch Verbreitung finden. In Frankreich, England, aber auch in den letzten Jahren vermehrt in Deutschland, werden Mistelzweige mit Fruchtbesatz gerne als Weihnachtsschmuck verwendet.

Die Verbreitung und die Entwicklung der Mistel ist in der Botanik ein äußerst komplizierter Vorgang. Der auf einem Ast angeklebte Samen befestigt sich am Ast mit einer klebrigen Haftscheibe, aus der später primäre Senker in das Holz der Wirtspflanze durchbrechen und in deren Leitungsbahnen eindringen.
Erst im zweiten und manchmal auch erst im dritten Jahr bilden sich Vegetationspunkte, und das erste Paar Laubblätter der Mistel erscheint auf dem Ast der Wirtspflanze.
Die Vermehrung der Mistel ist ein kleines Glücksspiel und bedarf einer glücklichen und gekonnten Hand des Kultivateurs.

In neuerer Zeit hat die Mistel auch in der homöopathischen Krebstherapie und in der Behandlung allgemeinbefindlicher gesundheitlicher Störungen in Verbindung mit anderen pflanzlichen Wirkstoffen von sich Reden gemacht. Sollten Sie Fragen zur Mistel haben, so dürfen Sie sich gerne an uns wenden.
Wir wünschen unserem Mistelbaum ein gutes Gedeihen im Park der Gärten und Ihnen viel Spaß bei der Betrachtung dieser außergewöhnlichen Pflanze.

Rostrup, im Frühjahr 2007
Verein zur Förderung der Gartenkultur
(Josef Kahle)

> zurück: Der Mistelbaum